Bereits im Jahr 2020 berichteten wir über den Praxiseinsatz einer Trocken-TMR in der Bullenmast als alternatives Fütterungskonzept. Nach vielversprechenden Ergebnissen im Praxisbetrieb wollten wir es genauer wissen. In Kooperation mit der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle und der Universität Bonn haben wir das Konzept wissenschaftlich geprüft – mit überragendem Ergebnis!
Es war die Grundfutterknappheit als Folge der Trockenjahre 2018 und 2019, die uns zum ersten Praxiseinsatz einer Trocken-TMR aus Stroh, Melasse und Kraftfutter auf einem deutschen Bullenmastbetrieb bewog. Durch positive internationale Erfahrungen in der Mast ohne Silagen war uns dieses Fütterungssystem bereits bekannt.
Auch im deutschen Stall bestätigte es seine Leistungsfähigkeit. Dabei unterscheidet sich diese Art der Rationsgestaltung auf den ersten Blick deutlich von klassischen maissilagereichen Mastrationen. Doch es blieben noch Fragen offen: Welche Tageszunahmen lassen sich mit deutschem Fleckvieh erreichen? Wie wirkt sich diese Fütterung auf Pansenfermentation und Tiergesundheit aus? Welche Futteraufnahmen werden erreicht?
Trocken-TMR in der Bullenmast: Modernste Forschung
Um diese und weitere Fragen fundiert zu beantworten und das Fütterungskonzept unter kontrollierten Bedingungen wissenschaftlich zu untersuchen, haben wir 2021 auf dem Hofgut Neumühle, der rheinland-pfälzischen Lehr- u. Versuchsanstalt für Viehhaltung, in Kooperation mit der Universität Bonn, beide Ernährungskonzepte miteinander verglichen. Neben der Erfassung der gängigen Fütterungs- und Leistungsdaten lagen weitere Schwerpunkte zum einen auf der präzisen Erhebung der Stoffwechsellage der Tiere unter Anwendung neuester Untersuchungsmethoden.
Zum anderen war es der erste Versuch dieser Art, bei dem verschiedene digitale Sensortechnologien am Mastbullen zum Einsatz kamen. Im Rahmen des Versuchs wurde außerdem das neue Mipro Bull 200 Forte®, der Mineral- und Wirkstoffkomplex für die intensive Rindermast, umfangreich getestet.
Bullenmast Versuchsgruppen: Was haben wir gemacht?
Für den Versuch wurden 32 Qualitätsfresser der Rasse Fleckvieh mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 212 kg einer von zwei Fütterungsgruppen zu je 16 Tieren zugeordnet. Die Tiere wurden jeweils zu viert in Buchten mit Vollspaltenboden und vollflächiger Gummimattenauflage aufgestallt. Die Versuchsgruppe (Trocken-TMR) erhielt eine TMR aus Stroh, Melasse, Pressschnitzel, Mischfutter und MiproBull 200 Forte®. Die TMR der Kontrollgruppe (Mais-TMR) enthielt Maissilage, Stroh, Pressschnitzel, Mischfutter und MiproBull 200 Forte®. Die beiden Mischfutter waren zusammengesetzt aus Körnermais, Gerste, Trockenschnitzeln und Rapsextraktionsschrot (Rationen siehe Infobox). Futtermittelbewertung und Rationsberechnung erfolgten nach dem amerikanischen CNCPS-Modell. Die Mastperiode teilte sich auf in zwei Fütterungsphasen bestehend aus einer vierwöchige Eingliederungsphase und einer sich anschließenden Mastphase. Die Bullen wurden bis zu einem mittleren Lebendgewicht von 750 kg gemästet.
Herausragende Leistungen mit beiden Konzepten
Über die gesamte Versuchsdauer lag die tägliche Futteraufnahme pro Tier bei durchschnittlich 9,1 kg Trockenmasse (TM) Trocken-TMR bzw. 9,3 kg TM Silomais-TMR (Futteraufnahmen siehe Abb. 1). Die mittleren Tageszunahmen der Trocken-TMR- Gruppe rangierten mit 1.870 g pro Tier und Tag auf extrem hohem Niveau. Die Bullen der Silomais-Gruppe erreichten mit 1.840 g pro Tier und Tag ebenfalls herausragende Werte (Lebendmassenentwicklung siehe Abb. 2). Dies war trotz gesenkten Rohproteingehalten von 13,8 % (Silomais-TMR) bzw. 13,1 % (Trocken-TMR) und dementsprechend höheren Stärkegehalten zur bedarfsgerechten Energieversorgung möglich. Die mittlere Ausschlachtung lag bei 57 %. Diese enormen Leistungen suchen in der Praxis ihresgleichen.
Erfolgsfaktoren für Mastbullen
Die Versuchsergebnisse haben einmal mehr bewiesen, welche herausragenden Leistungen möglich sind, wenn man den Tieren die entsprechenden Voraussetzungen bietet.
Ein großer Hebel für die Leistungsfähigkeit besteht in einer hohen Futteraufnahme und Futterverwertung. Hier spielen insbesondere die hohen Verdaulichkeiten der eingesetzten Futtermittel eine entscheidende Rolle. Dies wurde im Versuch unter anderem über die Trocken- und Feuchtschnitzel sowie eine sehr gut verdauliche Maissilage erreicht. Durch die präzise CNCPS-Rationsberechnung konnten die Rationen bedarfs- und gleichzeitig wiederkäuergerecht abgestimmt werden. Die neu konzipierte Mineral- und Wirkstoffkombination im MiproBull 200 Forte® legt mit der enthaltenen Lebendhefe ebenso den Fokus auf eine Erhöhung von Futteraufnahme und Pansengesundheit. Darüber hinaus muss sowohl die hygienische Qualität aller eingesetzten Futtermittel als auch die Homogenität der gemischten Ration stimmen. Darum wurde das eingesetzte Stroh auf eine Partikellänge von unter 2 cm gemahlen. Dies verhinderte effektiv selektives Fressen, für gesunde Bullen mit gesunden Pansen.
Kürzere Mastperiode erlaubt mehr Mastdurchgänge pro Jahr
Das hohe Niveau der Tageszunahmen wirkte sich auch vorteilhaft auf die Mastdauer und damit den Ertrag pro Mastplatz aus. So konnte im Versuch die Dauer der Mastperiode gegenüber einer Mast mit durchschnittlich 1.500 g Tageszunahmen um über 60 Tage verkürzt werden. Dies erlaubt im Mastbetrieb eine Steigerung der Mastdurchgänge pro Jahr um mehr als 23 %. Die ökonomische Entscheidung für den Einsatz von Trocken-TMR in der Bullenmast ist nicht zuletzt maßgeblich von betriebsindividuellen Futtermittelverfügbarkeiten und -preisen abhängig.
Weitere Ergebnisse folgen in Kürze
Das Versuchsziel, Funktion und Leistungsfähigkeit der Trocken-TMR im Praxisversuch mit der klassischen Maissilagen-TMR zu vergleichen, wurde mit herausragenden Ergebnissen erreicht. Aktuell befinden sich die erhobenen Stoffwechselparameter noch in der Auswertung. Seien Sie daher gespannt auf weitere praxisnahe Erkenntnisse dieses Versuches.
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