Nach der Biestmilchphase erhalten die Kälber in der Tränkephase täglich 6 bis 8 Liter Kälbermilch und zusätzlich Kälberstarter zur freien Verfügung. In dieser Phase der Kälberaufzucht , die etwa bis zur 10 Lebenswoche dauert, stehen die Kälbergesundheit und eine rasche Entwicklung zum Wiederkäuer im Vordergrund. Durchfälle und andere lebensbedrohende Krankheiten müssen vermieden, Kälberverluste auf ein Minimum reduziert werden. Deshalb werden in der Kälberfütterung an Kälbermilch und Kälberstarter besonders hohe Ansprüche gestellt. Im Sano Fütterungskonzept für Kälber & Jungvieh erhalten Sie alle wertvollen Informationen.
Kälber sollen in der Tränkephase möglichst viel Kälberstarter und wenig Grundfutter aufnehmen, weil durch den Kälberstarter die optimale Entwicklung der Pansenzotten deutlich besser gefördert wird als durch Grundfutter. Den Kälbern muss unbedingt immer genügend Wasser gegeben werden, um die Festfutteraufnahme zu steigern. Erst nach der Tränkephase wird durch die Aufnahme größerer Mengen Grundfutter – also Silage, Heu und Stroh – die Größe des Pansens (Pansenvolumen) entwickelt, die für eine erfolgreiche Kälber- und Jungrinderaufzucht nötig ist.
Für ein optimales Management in der Tränkephase der Kälberaufzucht gilt es daher folgende Kernfragen zu beantworten:
- Wie gelingt es, eine schnelle Entwicklung des Pansens und eine gute Ausbildung der Pansenzotten zu erreichen?
- Wie können hohe tägliche Lebendmassezunahmen erreicht werden?
- Welche Stellschrauben gibt es, um Kälberverluste zu vermeiden?
Ihre Ziele in der Laktaktion:
- Hohe tägliche Zunahmen
- Schnelle Pansenentwicklung mit geringen Aufzuchtkosten
- Gute Tiergesundheit & Vermeidung von Kälberverlusten
Was in der Tränkephase bei Kälbern wichtig ist: Tränkemanagement und Pansentrinken
Die Biestmilch ist grundsätzlich sehr wichtig für die Kälberaufzucht, aber sie ist nicht alles. Eine große Bedeutung für die Gesundheit und Entwicklung hat auch die Fütterung der Kälber in der Tränkephase mit Kälbermilch.
Die Verdauung der Milch erfolgt im Labmagen. Damit die Milch über den Pansen hinweg „sauber“ in den Labmagen geleitet werden kann, bildet sich beim Trinken die sogenannte Schlundrinne aus. Um Probleme beim Pansentrinken zu vermeiden, sollte immer auf eine ausreichend hohe Tränkekonzentration (Gramm Kälbermilch je 1 Liter Wasser) geachtet werden. Wird zum Beispiel die Kälbermilch zu dünn angerührt, so gelangt Milch stattdessen in den Pansen. Dort kann sie nicht verdaut werden. Es kommt zu Verdauungs-/ Gesundheitsproblemen beim Kalb. Infektionen und Tierverluste können die Folge sein.
Was passiert bei Fütterungsfehlern mit der Milch im Dünndarm? Bei einer falschen Tränketemperatur (zu kalt) oder einer Überlastung des Labmagens (zu viel) gelangt ungeronnene Milch direkt in den Dünndarm, dieser wird alkalisch und Coli-Keime können sich vermehren, was zu Durchfall führt.
Bei der Ad libitum Tränke ist die Milch angesäuert. Das Kalb nimmt über den ganzen Tag verteilt mehrere kleine Portionen Futter auf. Dadurch ist auch eine Kalttränke möglich und der Labmagen wird nicht überlastet. Wichtig für eine zukunftsorientierte intensive Kälberaufzucht ist die Auswahl einer geeigneten Kälbermilch.
Gründe für Pansentrinken, die es in der Kälberaufzucht zu vermeiden gilt:
- Milchmenge zu groß
- Zu niedrige Temperatur der Milch
- Verdünnung von Kuhmilch mit Wasser
- Eimerfütterung ohne Nuckel
- Zu schnelles Trinken (Stress)
- Stallklimaschwankungen (Klimastress)
- Krankheiten, Schmerzen
- Empfindlichkeit des Rachenraumes (Atemwegserkrankungen)
Vorteile Nuckel in der Kälberaufzucht:
- Befriedigung des Saugbedürfnisses
- Schlundrinnenreflex
- Geringere Gefahr des Pansentrinkens
- Langsames Trinken
- Höhere Speichelproduktion, dadurch bessere Fettverdauung durch die im Speichel enthaltenen Enzyme
Die Ad libitum Tränke für die Kälberaufzucht
- Ad libitum getränkte Aufzuchtkälber haben als Kühe leistungsfähigere Organe, einen stabileren Stoffwechsel und geben als erwachsene Rinder mehr Milch.
- Durch die bessere Nährstoffversorgung erreichen die Tiere in der Aufzucht höhere Zunahmen und haben ein leistungsfähigeres Immunsystem.
- Die Ad libitum Tränke wird für die ersten 3 bis 5 Lebenswochen allgemein empfohlen. Speziell dafür entwickelt: Sanolac Startino® Magermilchaustauscher mit 50 % Magermilchpulver und Eiweiß ausschließlich aus Milchrohstoffen.
- Meggi® Kälberstarter ab dem 3. Lebenstag und Wasser zur freien Aufnahme fördern die optimale Entwicklung der Pansenmikroben und -zotten.
Bei der Ad libitum Tränke erhalten die Kälber in den ersten 3 bis 5 Lebenswochen Kuhmilch bzw. Kälbermilch zur freien Aufnahme. Das heißt, die Tiere können so viel aufnehmen, wie sie wollen. Dafür ist es wichtig, dass dem Kalb stets ein gefüllter Tränkeeimer zur Verfügung steht bzw. dass es am Tränkeautomat eine unbegrenzte Menge (verteilt auf kleine Portionen) zu sich nehmen kann. Nach der Ad libitum Phase wird die Menge dann – wie bei der konventionellen Tränke – rationiert. Die Tiere erhalten zunächst 10 Liter pro Tag. Bis zum Absetzen am Ende der 10. bis 14. Woche wird die Tränkemenge dann kontinuierlich gesenkt. Dabei ist es wichtig, dass die Tränkekonzentration konstant bei 160 g pro Liter Wasser belassen wird.
Warum Ad libitum Tränke in der Kälberaufzucht?
Metabolic Sprint bedeutet: als Kalb mehr Milch – als Kuh mehr Milch!
Nur aus starken Kälbern werden starke Kühe – und das ist das Ziel jedes Milchviehhalters. Die intensive Fütterung in den ersten Wochen nach der Geburt sorgt für gesunde und frohwüchsige Kälber. Das ist die Grundlage für leistungsstarke, fruchtbare und langlebige Kühe und gewinnt infolge wissenschaftlicher Untersuchungen und praktischer Erfahrungen zunehmend an Bedeutung. Internationale und nationale Studien zeigen, dass während der ersten Lebenswochen ad libitum getränkte Kälber gesünder sind und schneller heranwachsen sowie zu besseren Milchkühen mit höherer Milchleistung werden.
Was sind die Gründe?
Drei gute Gründe für das Metabolic-Sprint-Konzept in der Kälberaufzucht:
- Die Entwicklung funktionalen Gewebes in den für Stoffwechsel und Leistung wichtigen Organen (Herz, Leber, Bauchspeicheldrüse, Niere, Euter etc.) ist maßgeblich von der Ernährung in den ersten Lebenswochen abhängig. In dieser Zeit findet das Wachstum der Kälber verstärkt durch Zellvermehrung aufgrund von Zellteilung statt (hyperplastisches Wachstum) statt. Danach wächst nicht mehr die Anzahl, sondern das Volumen der Zellen – durch Zellvergrößerung sowie Wasser- und Fetteinlagerung (hypertrophisches Wachstum).
- Zudem werden in den ersten Lebenswochen entscheidende Stoffwechselfunktionen festgelegt, die mit dem Begriff der „metabolischen Programmierung“ beschrieben werden. Hierbei geht es um die Optimierung der Stoffwechselgesundheit der späteren Kuh durch das Fütterungsniveau während der Tränkephase. Eine ernährungsbedingte Stimulation (Ad libitum Tränke) während der ersten Lebenswochen beeinflusst den Stoffwechsel der Milchkühe lebenslang positiv (höhere Milchleistungen, Verbesserung der Fruchtbarkeit und Gesundheit). Zu diesem frühen Zeitpunkt besteht also das höchste Wachstumspotenzial, um mit überschaubarem Futteraufwand die genetische Programmierung des Kalbes voll auszunutzen und langfristig zu einer höheren Lebensleistung zu gelangen.
- Ein weiterer Grund für eine intensive Versorgung mit Kälbermilch während der ersten Lebenswochen ist das hohe Eiweißansatzvermögen der Kälber in dieser Lebensphase. Trotz steigender täglicher Zunahmen sinkt dieses im Laufe der Entwicklung zugunsten des Fettansatzes. In diesem frühen Lebensabschnitt ist die Futterverwertung der Tränke mit ca. 1,3 bis 1,5:1 die höchste im gesamten Leben. Die hohen täglichen Zunahmen in diesem Zeitraum gehen mit einer geringeren Verfettung einher. Im Gegensatz dazu führen hohe Tageszunahmen nach der Pubertät meist zu einem stärkeren Fettansatz. In der Aufzucht der Nutzkälber führtdies in der Praxis zu einer deutlich besseren Qualität bei den späteren Milchkühen
Die rationierte Tränke für Kälber
- Für eine intensive Kälberaufzucht hat sich der Einsatz von Kälbermilch mit Magermilchpulver wie AM18, Sanolac®Gelb und Milli M® bewährt.
- Die Konzentration sollte 160 g je Liter Wasser betragen.
- Meggi® Kälberstarter ab dem 3. Lebenstag und Wasser zur freien Aufnahme fördern die Entwicklung der Pansenmikroben und -zotten.
Bei der rationierten Tränke erhalten die Kälber täglich von Hand mit dem Nuckeleimer oder über einen Tränkeautomaten eine festgelegte Menge Kuhmilch bzw. Kälbermilch. Für einen funktionierenden Schlundrinnenreflex, eine ausreichende Futteraufnahme und eine gute Nährstoffversorgung sollte die Konzentration der Kälbermilch während der gesamten Tränkephase 150 bis 180 g pro Liter Wasser (14 – 16 % TS) betragen.
Für eine intensive Kälberaufzucht mit hohen täglichen Zunahmen hat sich die Verwendung einer Kälbermilch mit Magermilchpulver bewährt. Werden die Kälber neben Molkenprotein zusätzlich auch mit Kasein aus Magermilch versorgt, so zeigen Untersuchungen eine schnellere Entwicklung und höhere tägliche Zunahmen.
In der 2. und 3. Aufzuchtwoche können vermehrt Erkrankungen des Verdauungstraktes und Durchfälle auftreten. Die Gabe von Aufzuchtsfutter mit Probiotika und Wirkstoffen, die die Heilung von Entzündungsprozessen fördern, kann die Kälber hier widerstandsfähiger machen und so effektiv vor Erkrankungen schützen. Die Fütterung eines Anteils Kolostrum auch nach der Biestmilchphase wirkt als Keimabwehr im Verdauungstrakt und bietet damit einen zusätzlichen Infektionsschutz.
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