Expertentipp: Dermatitis Digitalis in den Griff bekommen

Ist Dermatitis digitalis, auch als Mortellaro bekannt, einmal in den Betrieb eingeschleppt, ist es ein (fast) unmöglicher Kampf diese Klauenerkrankung wieder auszulöschen. Zu finden ist das Erkrankungsbild in 70 bis 100 Prozent aller Milchviehherden.

 

Was ist Dermatitis digitalis?

Die Klauenerkrankung bei Kühen tritt im Zwischenballenbereich auf und kann sich bis zur Zwischenklauenhaut ausbreiten. Zu Beginn der Erkrankung ist eine abgegrenzte, runde, feuchte und rötliche Hautveränderung zu sehen. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich das Klauenhorn durch weitere Ausbreitung lösen.

 

Auslöser und Ursachen - Klauenkrankheit Dermatitis digitalis bei Kühen

Die Erkrankung wird von mehreren Risikofaktoren beeinflusst. Feuchte Lauf- und Liegeflächen und die Schieberentmistung stellen Gefahrenpotentiale für die Erkrankung dar. Hierbei ist nicht die Schieberentmistung an sich problematisch, sondern der Güllesee vor dem Schieber, der durch alle auf dem Laufgang stehenden Kühe geschoben wird, und so die Klauen tief in den Güllesee einsinken. Hierdurch wird die Haut an der Klaue aufgeweicht und Krankheitserreger können eindringen. Auch Stress (z.B. bedingt durch Zukauf, Gruppenumstellung), die Genetik und die Fütterung (v.a die unzureichende Versorgung mit Spurenelementen) spielen als Risikofaktoren mit ein. Aber auch direkte Verletzungen der Zehenhaut sind Keimherd für Dermatitis digitalis. Auslöser sind bei dieser bakteriellen Erkrankung der Haut Treponemen. Diese schraubenförmigen Bakterien dringen unter die Haut und verursachen das Auftreten von Dermatitis digitalis. Kommt es zur entzündlichen Reaktion bildet sich am Rand ein weisslicher Wulst, der von überlangen aufrechtstehenden Haaren umgeben ist. Das gleicht einer Erdbeere, wodurch Dermatitis digitalis auch als Erdbeerkrankheit bezeichnet wird.

 

Dermatitis digitalis – einmal im Kuhstall, immer im Kuhstall

Die schraubenförmigen Bakterien (Treponemen) können sich in den Hautschichten verkapseln und bilden so eine Überdauerungsform. Ausgelöst durch Stress, brechen die Treponemen aus und es kommt zu einer erneuten Erkrankung an Dermatitis digitalis. Dies erklärt, dass die Erkrankung im Bestand geprägt ist von Tieren die bereits eine Vorerkrankung an Dermatitis digitalis haben, sprich an einer chronischen Erkrankung leiden.

Ist die Klauenerkrankung also einmal im Stall, ist es schwierig sie wieder los zu werden. Einzige Möglichkeit: die Erkrankung in Schach halten.

Das heißt alle Risikofaktoren, die zur Erkrankung an Dermatitis digitalis führen können, minimieren. Außerdem ist eine intensive Beobachtung der Klauen durchzuführen.

 

Klauenbäder – eine wichtige Maßnahme bei Klauenkrankheiten von Kühen

Klauenbäder haben das Ziel der Aushärtung und Desinfektion von Zehenhaut und Horn. Wird das Klauenbad jedoch zu „scharf“ gemacht, wird der gegenteilige Effekt erreicht. Die Haut wird gereizt, mit dem Ergebnis, dass sich die Treponemen noch tiefer in die Haut eingraben können.

Klauenbäder sollten im Stall so angeordnet werden, dass alle Tiere durch das Bad laufen müssen. Damit das Bad länger anhält, sollten die Klauen zuerst ein vorgeschaltetes Wasserbad zur Reinigung durchlaufen. Des Weiteren ist der Erfolg von Regelmäßigkeit geprägt. Das heißt, dass das Klauenbad zweimal in der Woche durchgeführt werden sollte und dabei auch regelmäßig erneuert wird, spätestens nach 200 Kuhpassagen.

 

5 Punkte-Plan, um Dermatitis digitalis in Griff zu bekommen

  1. Kontrolle der Einzeltiere inkl. Dokumentation
  2. Sofortige und konsequente Behandlung bei ersten Symptomen
  3. Konsequente Vorbeuge und Behandlung bei Kalbinnen und Trockenstehern
  4. Korrekter Einsatz von Klauenbädern
  5. Senkung der Risikofaktoren durch ausgereiftes Management (Hygiene, Stress, Überbelegung, Verletzungsgefahr)

 

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