Kälberaufzucht: Top gerüstet für den Start in die Laktation
Heute schon an morgen denken – oder an den Tag an dem das neugeborene Kalb das erste Mal selbst Milch gibt. Bis dahin ist es ein langer Weg, doch die Weichen werden bereits in den ersten fünf Lebenswochen gestellt.
Neben Management, Hygienestandards und Haltungsbedingungen beeinflusst vor allem die Fütterung die Entwicklung des Kalbes. Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, zur richtigen Zeit an den entscheidenden Stellschrauben zu drehen.
Der Start entscheidet
Die wichtigste Grundlage ist die frühzeitige Versorgung mit qualitativ hochwertigem Kolostrum. Damit wird eine lebensnotwendige Versicherung für das Kalb abgeschlossen. Denn bereits in den ersten Lebensstunden entscheidet sich, ob genetische Potentiale ausgeschöpft werden können.
An die Biestmilchphase schließt sich die Tränkphase an. In dieser Phase ist es möglich, einen lebenslang positiven Einfluss auf die Entwicklung funktionaler Gewebe in den Organen zu nehmen und zudem vorteilhafte Genomabschnitte zu beeinflussen (Stichwort: Epigenetik). Durch die hohe Energiezufuhr während der Tränkephase wird ein biologischer Prozess angeregt, bei dem die Zellanzahl durch Zellteilung steigt, nicht nur die Zellgröße. Der Prozess nennt sich hyperplastisches Zellwachstum. Diese Form des Wachstums ist insbesondere in den ersten sechs Lebenswochen aktiv und prägt maßgeblich die langfristige Organentwicklung. Konkret bedeutet das: Mit jeder Zellteilung steigt die Anzahl funktionsfähiger Zellen in den Organen. Und je mehr Zellen ein Gewebe besitzt, desto höher ist seine Gesamtleistung, was letztlich die Leistungsfähigkeit des Organismus positiv beeinflusst (Abbildung 1).
Abbildung 1: Auswirkungen einer intensiven Tränkephase am Beispiel verschiedener Organe und Gewebe.
Mit steigendem Alter, etwa ab der sechsten Lebenswoche, verändert sich das Wachstum. Die vorhandenen Körperzellen vergrößern sich zum Beispiel durch Wasser- und Fetteinlagerungen. Dieser Prozess wird als hypertrophisches Wachstum bezeichnet. Eine nennenswerte Zellteilung findet zu diesem Zeitpunkt nicht mehr statt.
Die zuvor beschriebenen Effekte einer hohen Energieversorgung auf die Entwicklung von Kälbern bilden die Grundlage für das von Sano entwickelte Metabolic Sprint Konzept.
Der metabolische Sprint – Das erfolgreiche Sano-Kälberkonzept
Abbildung 2 zeigt den Tränkeplan nach dem Metabolic Sprint Konzept. Nach der Biestmilchphase erhalten die Kälber ad libitum Zugang zu Kälbermilch (Sano empfiehlt Sanolac Startino®), Kälberstarter und Wasser. So können sie eine beliebige Menge in vielen kleinen Portionen über den Tag verteilt aufnehmen, das erhöht die Energie- und Nährstoffversorgung. Entscheidend ist dabei die Verwendung einer Kälbermilch mit einem hohen Magermilchpulveranteil und hochverdaulichen Komponenten.
Bis zum Ende der fünften Lebenswoche werden die Kälber ad libitum getränkt. Ab der sechsten Lebenswoche wird die Tränkemenge schrittweise rationiert. Mit der 14. Lebenswoche endet die Tränkephase, das Abtränken erfolgt dabei gleitend. Eine verlängerte Tränkedauer bis zum Alter von 14 Wochen hat sich in der Praxis bewährt. Es konnte wissenschaftlich bewiesen werden, dass der Übergang von der Milchtränke zur Festfutteraufnahme so fließender verläuft. Auf diese Weise kann das Auftreten von Krankheiten reduziert werden und Pansenfermentationsstörungen durch einen abrupten Futterwechsel vorgebeugt werden. In der Summe nehmen die Kälber mehr Energie auf, was sich positiv auf die täglichen Zunahmen auswirkt und einen Wachstumsknick in dieser kritischen Phase verhindert.
Abbildung 2: Das Sano-Kälber-Tränkekonzept.
Drei Gründe für eine intensive Kälberaufzucht und das Sano-Kälberkonzept:
1. Frohwüchsige und robuste Kälber
Im Rahmen des Sano Metabolic Sprint Konzeptes wird eine hochwertige, hochverdauliche Kälbermilch eingesetzt, die eine maximale Energie- und Nährstoffversorgung gewährleistet. Ergänzt wird dies mit einem schmackhaften und hochverdaulichen Kälberstarter für eine schnelle Pansenentwicklung. Der Pansen des Kalbes ist zunächst funktionslos: Die Oberfläche ist glatt und dünn. Damit sich insbesondere die Pansenzotten sowie die mikrobielle Besiedlung entwickeln können, muss Kraftfutter aufgenommen werden. Besonders stärkehaltige Komponenten sind entscheidend. Denn Propion- und Buttersäure, die bei der Verdauung von Stärke entstehen, fördern gezielt das Wachstum der Pansenzotten. Auch mechanische Reize sind wichtig für die Pansenentwicklung – diese werden durch strukturwirksame Futterbestandteile stimuliert. Der Einsatz von Kälbermüsli, wie Meggi® Müsli, bzw. nachfolgend Kälberstarter mit Meggi® 10 Forte, sichert die Bereitstellung der optimalen Futterkomponenten. Eine hygienisch einwandfreie Wasserquelle ist ebenso essenziell, da die Aufnahme des Kälberstarters von der Wasserversorgung abhängt (Flessner et al., 2025).
2. Optimales Gewicht zur Belegung ermöglicht niedrigeres Erstkalbealter
Voraussetzung für die Senkung des Erstkalbealters ist ein adäquates Gewicht zur Erstbesamung, dieses wird durch eine intensive Aufzucht erreicht (Kusaka et al., 2022). Durchfallerkrankungen können die Darmwand schädigen und die Resorptionsfläche des Dünndarms langfristig reduzieren (Ok et al., 2020). Eine geringere Nährstoffaufnahme, verminderte Fruchtbarkeit der Jungrinder und reduzierte Milchleistung in der ersten Laktation sind die Folge (Aghakeshmiri et al., 2017).
Mit dem optimalen Erstkalbealter können die Aufzuchtkosten reduziert sowie die Milchleistung und die Produktivität erhöht werden (Pirlo et al., 2000, Krpálková et al., 2014). Eine zügige und problemlose Kälberaufzucht in der Tränkephase stellt die Basis für eine rasche Jugendentwicklung dar. Ziel sollte daher sein, eine durchgehend hohe Energieversorgung sicherzustellen, idealerweise bis zum neunten Monat.
3. Höhere Einstiegsleistung in der ersten Laktation
Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen, dass eine intensive Kälberaufzucht nachhaltig positive Effekte auf die Milchleistung und die Zusammensetzung der Milchinhaltsstoffe hat (Jiang et al., 2025; Leal et al., 2025). Konkret konnten McFarland et al. (2024) mit einer Studie belegen, dass pro 1 kg zusätzlichem Körpergewicht beim Absetzen der Kälber etwa 72 kg mehr Milch in der Laktation bringt. Eine Vielzahl an Untersuchungen zeigt: Eine gezielte, energiereiche Aufzucht steigert das Leistungsvermögen in der ersten Laktation (Abbildung 3).
Konkret bedeutet das:
- weniger Krankheitsfälle und Tierabgänge,
- eine stabilere Stoffwechselgesundheit,
- eine erhöhte Milchleistung – im Schnitt um +772 kg Milch in der ersten Laktation.
Abbildung 3: Studien, die die Auswirkungen einer hohen Fütterungsintensität auf die Leistung in der ersten Laktation untersuchten.
MyDairyS
Diese Studienlage beweist sich auch regelmäßig auf Praxisbetrieben in der Sano Fachberatung. Die Herdencontrolling-Anwendung MyDairyS belegt deutlich welchen positiven Einfluss eine intensive Kälberaufzucht auf die Einstiegsleistung der Tiere in der ersten Laktation hat.
Abbildung 4 zeigt einen Auszug aus MyDairyS. Dargestellt ist der Vergleich der Milchleistung von Tieren in der ersten Laktation, bevor und nachdem der Betrieb auf eine intensive Kälberaufzucht umgestellt hat. Über die gesamte Laktation hinweg haben die Tiere, die intensiv aufgezogen wurden, im Schnitt 762,5 kg mehr Milch produziert als die Tiere, die restriktiv aufgezogen wurden. Die Ergebnisse sprechen für sich: Sie bestätigen nicht nur die Praxistauglichkeit, sondern auch die nachhaltige Wirkung unseres Konzepts.
Abbildung 4: Vergleich der Leistung von Kühen in der ersten Laktation vor und nach der Umstellung auf eine intensive Kälberaufzucht.
Kontaktieren Sie Ihre:n Berater:in und erfahren Sie mehr über die Vorteile einer intensiven Aufzucht und unsere einzigartige Herdenmanagementsoftware MyDairyS.