Fütterung in Hitzeperioden: In der Trockenstehphase
Das Thema Hitzestress betrifft alle Gruppen auf einem Milchviehbetrieb. Die Besonderheit bei den Trockenstehern: Die Auswirkungen von Hitzestress haben einen Einfluss auf die spätere Entwicklung und Leistungsfähigkeit des noch ungeborenen Kalbes.
Im Artikel „Fruchtbarkeit in Hitzeperioden unterstützen“ wurde bereits thematisiert, dass die Aufrechterhaltung guter Fruchtbarkeitskennzahlen in der Herde vor allem im Sommer eine große Herausforderung darstellt. Viele Faktoren haben einen Einfluss darauf, ob eine Kuh trächtig wird oder nicht. Hitzestress spielt aber auch bei trächtigen Kühen eine Rolle, weshalb es sich empfiehlt, dieses Thema genauer zu beleuchten. Was passiert eigentlich genau mit dem ungeborenen Kalb und wie steht Hitzestress mit der Futteraufnahme in Verbindung?
Hohe Futteraufnahmen im Trockenstand
Die Relevanz beim Thema Hitzestress im Trockensteherbereich liegt auf vielen Betrieben nicht im Fokus. Warum sich der Einfluss von Hitzestress auch bei dieser Gruppe langfristig negativ auswirkt, ist damit zu erklären, dass schon vor der Abkalbung die Weichen für die kommende Laktation gestellt werden. Eine optimale Trockenstehzeit mündet in einen guten Laktationsstart mit einer hohen Futteraufnahme und einer möglichst geringen negativen Energiebilanz- das Ziel eines jeden Milchviehhalters.
Beachte:
- Futteraufnahme vor der Kalbung maximieren
- Energiedefizit nach der Kalbung so gering wie möglich halten
Das A & O in der Trockenstehzeit ist es also, eine möglichst hohe Futteraufnahme zu erreichen. Eine niedrige Futteraufnahme -vor allem im Sommer- ergibt sich aus dem Zusammenspiel von:
- Verhalten: Zum Schutz vor Überhitzung
- Physiologie: Gestörter Elektrolyt- und Hormonhaushalt
- Verdauung: Verminderte Pansenfunktion und Fermentation
Begrenzte Futteraufnahme
Verdauungsprozesse produzieren Stoffwechselwärme. Wird diese Wärme nicht abtransportiert, sinkt die Futteraufnahme. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus, um die produzierte Wärmemenge zu begrenzen und den Organismus so vor Überhitzung zu schützen.
Kühe können Wärme nicht so gut durch Schwitzen abgeben wie andere Säugetiere. Durch die Steigerung der Atemfrequenz kann ein Teil der Körperwärme in Form von Verdunstung abgegeben werden. Die erhöhte Atemfrequenz steigert jedoch auch die Abgabe von CO2, was in der Konsequenz zu einem CO2-Mangel im Blut führt. Die Folge daraus ist ein gestörter Säure-Basen-Haushalt, dem ein Anstieg des Blut-pH Wertes folgt. Man spricht dann von der sogenannten respiratorischen Alkalose. Dieses Elektrolytungleichgewicht führt zu Muskel- und Verdauungsstörungen, was im Umkehrschluss die Futteraufnahme hemmt.
Im Zuge von Hitzestress wird die Ausschüttung von Stresshormonen, zum Beispiel Cortisol, angeregt. Das sorgt dafür, dass das Hungergefühl unterdrückt wird und die Futteraufnahme somit sinkt.
Wie kann die Futteraufnahme nun trotz erschwerter Voraussetzungen im Sommer maximiert werden?
Idealerweise werden Trockensteher in zwei Gruppen gehalten. Diese Gruppen bleiben gleich und es erfolgt kein Umstallen, um so den Stress zu reduzieren. Drei Wochen vor dem Kalbedatum erfolgt eine Rationsumstellung, um die Close up-Gruppe optimal auf die kommende Laktation vorzubereiten. Dazu wird durch die Absenkung des DCAB (diätische Kationen-Anionen-Bilanz) in der Ration der Stoffwechsel beeinflusst. So die Theorie. In der Realität ist dies nicht auf jedem Betrieb umsetzbar. Häufig sind es zu wenig Tiere, um die Trockensteher in zwei Gruppen zu teilen.
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Eine Alternative in der Trockensteherfütterung kann zum Beispiel sein, dass Rationen für mehrere Tage gemischt und vorgelegt werden. Um trotz dieses Kompromisses eine hohe Futteraufnahme zu erreichen, muss vor allem im Sommer die Ration stabilisiert werden. Denn Hefen und Schimmelpilze finden im Sommer auf dem Futtertisch optimale Wachstumsbedingungen vor. Das Einmischen von Acid Protect TMR® in die Ration stoppt den Nährstoffabbau der vorlegten Ration und beugt so Nacherwärmung und Energieverlusten vor – ohne, dass es korrosiv oder aggressiv gegenüber Metall wirkt. So bleibt die Ration auf dem Futtertisch frisch und stabil.
Die Optimierung der Trockensteherfütterung wird mit den Trockensteher-Mipros erreicht. Diese Produktlinie wurde eigens für die Bedürfnisse der trockenstehenden Kühe konzipiert. Mit dem Einsatz erreichen Sie eine effektive Milchfieberprophylaxe und somit den optimalen Übergang zur neuen Laktation. Außerdem werden die Mineral- und Vitaminversorgung sichergestellt und der Zusatz von Lebendhefen sorgt für eine Steigerung der Futterverwertung.
Als eines der wichtigsten Futtermittel ist zudem Wasser zu nennen. Gerade im Sommer ist im Trockensteherbereich ein besonderes Augenmerk auf die Wasserversorgung zu legen. Bei Hitze nehmen die Tiere häufiger und mehr Wasser auf. Auch wenn nur wenige Tiere in einer Gruppe sind, empfiehlt sich die Installation von mehr als einer Tränke, da häufig ranghohe Tiere den Zugang zur Tränke für rangniedere verwehren. Bedingt durch die eingeschränkte Wasseraufnahme fressen die Tiere weniger und mobilisieren im schlimmsten Fall schon vor der Kalbung Körperreserven zur Deckung ihres Energiebedarfs.
Abkühlung schaffen
Auch die Trockensteher dürfen beim Thema Ventilation nicht vernachlässigt werden. Sowohl im Stall als auch auf der Weide sollten ausreichend Schattenmöglichkeiten kalkuliert werden. Stehen die Kühe unter Hitzestress, wirkt sich das nicht nur negativ auf die Futteraufnahme aus. Zahlreiche Studien belegen, dass sich Hitzestress bei tragenden Kühen auf die Entwicklung der ungeborenen Kälber auswirkt. Die Kälber haben später eine schlechtere Futterverwertung, geringere Tageszunahmen und schlechtere Gesundheitskennzahlen (Rosenberg et al., 2018, Tao et al., 2012).
Außerdem wurde belegt, dass die spätere Milchleistung der ungeborenen Kälber geringer ist, wenn sie im Mutterleib Hitzestress erfahren haben. Hormonelle Einflüsse der Kuh wirken sich auf die Milchdrüsen der ungeborenen Kälber aus (Schuller et al., 2020). Diese wissenschaftlichen Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr die vielfältigen Auswirkungen von Hitzestress und zeigen das häufig noch ungenutzte Potential von Trockenstehern auf.
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