Auswirkungen von Trockenstress auf die Grundfutterverdaulichkeit bei Rindern
Eine eingeschränkte Wasserverfügbarkeit beeinflusst das Wachstum und die Zusammensetzung von Pflanzen. Wie verändert sich im Kontext von Trockenstress die Verdaulichkeit der Pflanzenmasse für den Wiederkäuer? Diese und weitere Infos finden Sie hier.

In den letzten Jahren gestaltete sich im Hinblick auf die teilweise regional sehr unterschiedlich ausgeprägte, anhaltende Trockenheit, das Einfahren einer qualitativ hochwertigen Grundfutterernte zunehmend als Herausforderung. Sowohl im Oberboden als auch im Unterboden sind die Wasserreserven regional regelmäßig erschöpft. Auch in diesem Jahr zeichnet sich in bestimmten Regionen eine erhöhte Gefahr für Trockenheit ab. Bei Trockenstress passen sich Pflanzen an, um Wasserverluste zu vermeiden. Dadurch wird allerdings die Verdaulichkeit negativ beeinflusst.
Reaktion der Pflanzen bei Trockenstress:
Verstärkte Zellwandbildung, um Wasserverluste zu minimieren (= Lignifizierung)
- Erhöhte Ligninbildung und Ausbildung von Querverbindungen durch sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. Ferulasäure und p-Cumarinsäure) → frühzeitiges Verholzen und reduzierte Verdaulichkeit von gebundenen Zellbestandteilen
- Niedrigere Energiedichte durch höheres Verhältnis von Strukturbestandteilen zu wertvollen Inhaltsstoffen
- Zuckeranteil ist reduziert → reduzierte Milchsäuregärung und schlechterer Silierprozess, der anfälliger für Fehlgärungen ist
Durch die erhöhte Ligninbildung und auch die Ausbildung von Quervernetzungen innerhalb der Pflanze, wird die Verdaulichkeit für die Kuh herabgesetzt. Der Anteil der uNDF steigt.
Die uNDF meint die unverdauliche Faser, die die Mikroorganismen nicht aufschließen können. Lignin ist resistent gegenüber dem bakteriellen Abbau im Pansen. Der Anteil an Lignin bestimmt zwar maßgeblich die uNDF aber auch andere Zellbestandteile (Zellulose, Hemicellulose etc), die durch sekundäre Pflanzenstoffe, wie z.B. Phenolsäuren mit Lignin verbunden sind, können Bestandteil der uNDF sein, obwohl sie normalerweise verdaulich sind. Sie werden in der Konsequenz unverdaut ausgeschieden und die darin enthaltene Energie bleibt ungenutzt.
Konkret setzt man hohe Anteile an uNDF in Verbindung mit einer Verlangsamung der Pansenfermentation, einer sinkenden Futteraufnahme und einer reduzierten Milchleistung.
Diese Thematik erklärt, warum sich anhand der klassischen Nährstoffanalyse identische Grassilagen in der NDF-Verdaulichkeit unterscheiden (van Amburgh et al., 2015).
Selbst wenn die Züchtung bestrebt ist, den Ligningehalt zu reduzieren, können die Verdaulichkeit und der uNDF-Anteil trotzdem hoch sein. Das liegt daran, dass Pflanzen ihre Stabilität alternativ durch Querverbindungen aufbauen, die für Wiederkäuer nicht verdaulich sind. Gerade aus diesem Grund ist es wichtig, die Verdaulichkeit der Faser mittels CNCPS-Analytik zu ermitteln, um die Ration optimal zu gestalten.
Konkrete Maßnahmen, die zu ergreifen sind, wenn eine Trockenperiode die Ernte gefährdet:
- Ernte vorziehen: Qualität vor Quantität
- Einsatz von Siliermitteln
- Verdaulichkeiten mittels CNCPS-Futteranalyse ermitteln
Zusätzliche Informationen und wie Sie den Umgang mit knappen Vorräten meistern können, lesen Sie im Artikel „Praktische Futterplanung und alternative Grundfutterquellen“
Für weitere Maßnahmen zur Sicherung einer hohen Grundfutterqualität trotz Trockenheit stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite.
Sprechen Sie mit Ihrem Sano Fachberater oder melden Sie sich unter beratung@sano.de.